Ich hatte die Gelegenheit, ein besonderes Theaterprojekt im Jungen Theater Detmold mitzuerleben, das speziell für die Auszubildenden und dual Studierenden des Jahrgangs 2023 konzipiert wurde. In einem kreativen Workshop standen Selbsterfahrung, Teamarbeit und schauspielerische Kreativität im Mittelpunkt.
Die Entstehung des Projekts
Die Idee für dieses Projekt wurde bereits im Jahr 2005 geboren. Seit dem wurde bis auf die zwei Corona-Jahre jedes Jahr ein Theaterstück von den Auszubildenden aufgeführt. Das Ziel: einen kreativen und kulturellen Ansatz in die Ausbildung zu integrieren und gleichzeitig einen praktischen Nutzen für den Arbeitsalltag zu schaffen. „Der Fokus des Projekts liegt auf Themen wie Teambildung, Kommunikation, Rhetorik und Vertrauen – essenzielle Fähigkeiten für einen Versicherungsmakler“, erklärt Pia Stohlmann (Lead Young Talents, Personalabteilung). Ein besonderes Element war, dass die Auszubildenden eigene Ideen einbringen konnten, sodass das Theaterstück individuell auf ihre Erfahrungen und Wünsche abgestimmt werden konnte. Ziel war es, durch kreative Ansätze Lösungen für berufliche Herausforderungen zu finden und gleichzeitig die persönliche Entwicklung zu fördern.
Das Theaterstück und seine Botschaft
Das aufgeführte Stück beschäftigte sich intensiv mit der Frage: „Wer bin ich – und wenn ja, wie viele?“. Es beleuchtete, wie wir auf andere wirken, wie wir uns selbst wahrnehmen und wie Körpersprache sowie Stimme unser Auftreten beeinflussen können. Besonders beeindruckend war, dass aktuelle Themen wie soziale Medien, Selbstdarstellung und Gruppendynamiken in das Stück integriert wurden. Diese Themen fanden auf kreative und humorvolle Weise ihren Platz und verdeutlichten, wie sich die eigene Persönlichkeit je nach Umfeld und Situation verändern kann. Einige Szenen waren so lebensnah, dass ich als Zuschauer mich selbst oder Bekannte darin wiedererkennen konnte.
Herausforderungen und Unterstützung
Die größte Herausforderung war, alle Teilnehmenden für das Projekt zu begeistern. Theater wird nicht oft mit einer Ausbildung in Verbindung gebracht. Deshalb war es nicht immer einfach, die Auszubildenden zu motivieren, sich auf diese neue Ausdrucksform einzulassen. Zudem war die Zeit bis zur Aufführung von nur dreieinhalb Tagen eine zusätzliche Hürde. Doch genau hierin lag der besondere Wert des Projekts: Es ging darum, persönliche Hemmungen zu überwinden und als Team ein gemeinsames Ziel zu erreichen. Das Team des Jungen Theaters Detmold, insbesondere die Theaterpädagogin Natascha Mamier, unterstützte die Gruppe mit großem Engagement. In den inspirierenden Räumlichkeiten des Theaters konnten sich die Teilnehmer ganz auf die kreative Arbeit konzentrieren und ihre Ausdrucksweise, Körpersprache und ihr Selbstbewusstsein weiterentwickeln.
Erfahrungen der Teilnehmenden
Nach der Aufführung durfte ich zwei Auszubildende nach ihren Eindrücken befragen.
Vivien und Jan, zwei Auszubildende, die an der Aufführung teilnahmen, schilderten ihre persönlichen Erlebnisse:
„Das Sprechen und aus sich herauskommen waren am Anfang eine große Herausforderung“, erzählte Vivien. „Es war ein bisschen peinlich, vor Anderen aufzutreten, aber mit der Übung wurde es immer besser und war schließlich ein echtes Highlight.“ Besonders in Erinnerung geblieben sind Jan die vielen Spiele, mit denen sich die Gruppe zu Beginn eingefunden hat: „Es gab viele lustige Momente, zum Beispiel, als wir uns wie Ninjas Worte zugeworfen haben. Es war ein großartiges Miteinander“. Vor der Aufführung fühlten beide sich etwas nervös, stellten aber fest: „Durch die kurze, intensive Zeit hat alles gut funktioniert.“ Die größte Erkenntnis aus dem Projekt: „Man muss sich nicht immer so ernst nehmen und kann Herausforderungen gelassener angehen.“
Der krönende Abschluss
Das Projekt fand seinen Höhepunkt in einer kreativen Abschlussaufführung vor den Kolleginnen und Kollegen, bei der die Teilnehmenden mit viel Leidenschaft und Ausdruckskraft ihre Szenen vortrugen. Es war beeindruckend zu sehen, wie alle Mitwirkenden ihre Persönlichkeit in das Stück einbrachten und so eine authentische und dynamische Inszenierung entstand. Nach der Aufführung gab es ein entspanntes Beisammensein, bei dem sich Darsteller und Zuschauer über die Eindrücke austauschten.
Fazit
Das Theaterprojekt war eine bereichernde Erfahrung, die das Selbstbewusstsein der Teilnehmenden stärkte und gleichzeitig den Gemeinschaftsgeist förderte. Es zeigte, wie wertvoll kreative Ansätze für die persönliche und berufliche Entwicklung sein können. Besonders bemerkenswert war, dass jeder Mitwirkende die Möglichkeit hatte, sich selbst neu zu entdecken und über sich hinauszuwachsen. Durch den kreativen Ausdruck wurde ein neuer Zugang zur eigenen Persönlichkeit geschaffen, der auch im beruflichen Alltag von Nutzen sein wird.